Energie:
Laut den Daten der chinesischen Zollbehörde sind die Rohölimporte im Mai auf ein 4-Monatstief von 46,6 Millionen Tonnen gefallen, was etwa 11 Millionen Barrel pro Tag entspricht. Das ist ein Rückgang im Vergleich zu 11,7 Millionen Barrel pro Tag im Vormonat.
Dieser Rückgang ist nicht überraschend, da im April die Rohölverarbeitung in China deutlich gesunken war, unter anderem wegen Wartungsarbeiten, bei denen rund 2,6 Millionen Barrel pro Tag stillgelegt wurden.
Zudem haben steigende Ölpreise im Mai das Kaufinteresse der Raffinerien verringert. Auch die geringeren Ölimportzahlen haben sich in den offiziellen Verkaufspreisen für Öllieferungen durch Saudi-Arabien im Mai widerspiegelt.
Die Unsicherheiten durch US-Sanktionen haben außerdem dazu geführt, dass unabhängige Raffinerien weniger iranisches Öl importieren, was sich ebenfalls auf die Importmengen auswirkt.
Auf der Exportseite hat China im Mai auch weniger Ölprodukte ausgeführt, mit 4,41 Millionen Tonnen, was weniger ist als im Vormonat und im Vorjahr. Das könnte auf die reduzierte Rohölverarbeitung und eine schwächere Nachfrage in den Nachbarländern zurückzuführen sein.
Insgesamt deuten diese Entwicklungen auf eine gedrosselte Ölverarbeitung in China hin, was wiederum den Rohölbedarf und die Ölpreise beeinflussen könnte.
Obwohl der Kohlepreis an der ICE wieder über 100 USD pro Tonne gestiegen ist, deuten die jüngsten Zahlen auf eine Abschwächung der Nachfrage hin. Chinas Kohleeinfuhren im Mai sind im Vergleich zum Vormonat leicht zurückgegangen und liegen nur noch knapp über dem 12-Monatstief.
Auch im Vergleich zum Vorjahr sind die Importe in den ersten fünf Monaten um etwa 8% niedriger. Das deutet darauf hin, dass die Nachfrage in China etwas nachlässt, obwohl die heimische Kohlenachfrage voraussichtlich leicht wächst und die Förderung deutlich zugenommen hat.
Ähnlich zeigt sich bei Indien, dem zweitgrößten Kohleimporteur: Die Solarstromerzeugung hat im ersten Quartal einen Rekord erreicht und bremst die Nutzung fossiler Energieträger, was sich auch in den Kohleeinfuhren widerspiegelt.
Bei den Gasimporten ist die Lage etwas gemischter. Im Mai sind die Importe per Pipeline und LNG im Vergleich zum Vormonat wieder gestiegen, aber im Vergleich zum Vorjahr sind sie insgesamt noch deutlich schwächer. Besonders die LNG-Importe aus den USA sind aufgrund hoher Zölle zurückgegangen.
Interessant ist, dass die europäische Nachfrage nach LNG in den letzten Wochen gestiegen ist. Die Importe haben ein 10-Wochenhoch erreicht, und die Gasspeicher werden schneller gefüllt. Der Füllstand liegt mittlerweile bei etwa 51%, was deutlich näher am Durchschnitt der letzten fünf Jahre ist.
Edelmetallmärkte:
Der aktuelle Platinpreis hat in den letzten Wochen eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. Er hat am Montag erstmals seit vier Jahren die Marke von 1.200 USD überschritten und liegt momentan bei etwa 1.270 USD.
Seit dem 20. Mai ist der Preis um 27% gestiegen, und seit Jahresbeginn sogar um 40%. Das ist deutlich mehr als der Goldpreis, der seit Anfang des Jahres „nur“ um 27% zugelegt hat.
Interessant ist auch, dass der Platinpreis Anfang April kurzzeitig auf 900 USD gefallen war, was auf die Unsicherheiten im Markt zurückzuführen ist. Die Preisexplosion kam jedoch ohne große Ankündigung, was auf die angespannten Verhältnisse im physischen Platinmarkt hinweist.
Zudem hat der gestiegene Goldpreis dazu geführt, dass Platin im Vergleich immer günstiger erschien, was die Nachfrage nach Platin in der Schmuckindustrie und bei ETFs deutlich steigen ließ.
Insgesamt zeigt sich, dass die Unterbewertung von Platin sich in kurzer Zeit deutlich verringert hat, und das Preisverhältnis zwischen Gold und Platin ist auf den niedrigsten Stand seit Ende Oktober 2024 gesunken.
Es scheint, als ob die Marktteilnehmer Platin jetzt als eine preisgünstige Alternative zu Gold sehen, was die Nachfrage weiter antreibt.
Im Schlepptau von Platin verteuerte sich zuletzt auch Palladium. Der Preis stieg am Montag auf knapp 1.090 USD je Feinunze und erreichte damit das höchste Niveau seit sieben Monaten.
Dennoch ist Palladium gegenüber Platin weiter zurückgefallen. Der Preisabschlag zu Platin beträgt inzwischen 190 USD, was zuletzt vor acht Jahren der Fall war. Die schwächere Preisentwicklung liegt an den für Palladium ungünstigeren Fundamentaldaten.
Zwar soll auch der Palladiummarkt in diesem Jahr unterversorgt sein. Das von Metals Focus erwartete Angebotsdefizit fällt mit 254 Tsd. Unzen aber deutlich geringer aus als im letzten Jahr und als bei Platin. Denn die Nachfrage insbesondere aus der Automobilindustrie soll merklich zurückgehen.
Da gleichzeitig mehr Recyclingangebot aus der Automobilindustrie zur Verfügung stehen soll, fällt der Rückgang des Angebots weniger stark aus.
Der weltgrößte Verarbeiter von Platinmetallen erwartet in diesem Jahr nur noch einen ausgeglichenen Palladiummarkt. Die Zeiten, in denen Palladium knapp war, neigen sich damit dem Ende zu.
Industriemetalle:
Chinas Exportwachstum hat sich im Mai stärker verlangsamt als erwartet, was möglicherweise auf das Moratorium von 90 Tagen für Zölle zurückzuführen ist.
Trotz dieser schwächeren Exporte sind die Industriemetallpreise, insbesondere Aluminium und Kupfer, relativ stabil geblieben oder sogar gestiegen. Das liegt daran, dass die Versorgung mit Kupfererz in China trotz rückläufiger Importe im April durch die insgesamt guten Importzahlen in den ersten fünf Monaten ausreichend ist.
Zudem sind die chinesischen Kupferschmelzen gut aufgestellt, da viele Anlagen modern, groß und kostengünstig sind, was ihnen einen Vorteil verschafft.
Die hohen internationalen Kupferpreise werden momentan von den chinesischen Schmelzen genutzt, um ihre Lagerbestände zu verkaufen, was durch die gesunkene Importprämie am Hafen Yangshan bestätigt wird.
Insgesamt zeigt sich, dass China trotz der schwächeren Exportzahlen in der Kupferbranche gut aufgestellt ist und die Marktbedingungen aktiv nutzt.
Agrarmärkte:
Laut den Daten der Zollbehörde hat China im Mai so viele Sojabohnen importiert wie nie zuvor in einem Monat – die Einfuhren haben sich im Vergleich zum Vormonat um 13,9 Millionen Tonnen erhöht und sind mehr als doppelt so hoch.
Das deutet darauf hin, dass China große Mengen aus Brasilien gekauft hat, da im April bereits 75 % der Importe aus Brasilien stammten. Es wird vermutet, dass dieser Trend im Mai anhielt, da die Sojabohnen aus Südamerika Anfang April gekauft wurden und die Schiffe im Mai in chinesische Häfen ankamen.
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China spielt dabei eine große Rolle. Anfang April führte China reziproke Zölle ein, was den Handel mit US-Sojabohnen erschwerte.
Trotz einer späteren Zollsenkung im Mai sind die Zölle noch immer hoch, was Brasilien für China zur ersten Wahl macht.
Für US-Landwirte ist das momentan kein großes Problem, da die Aussaat für die neue Ernte bereits abgeschlossen ist. Falls sich die Zölle aber nicht bald ändern, könnten US-Sojabohnen in Zukunft weniger gefragt sein, was den Preis beeinflussen könnte.
Insgesamt lässt die aktuelle Preisentwicklung vermuten, dass auf eine Einigung im Handelskonflikt gehofft wird, um die Zölle zu senken und den Handel wieder zu erleichtern.
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Michael Neumann
Chief Executive Officer