Energie:
Die aktuelle Diskussion in der EU über schärfere Ölsanktionen gegen Russland zeigt die komplexen geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten innerhalb der Union. Die Forderung von US-Präsident Trump, sämtliche Käufe von russischem Öl einzustellen, trifft auf Widerstand, insbesondere von Ländern wie Ungarn und der Slowakei, die stark von russischen Öllieferungen abhängig sind.
Die EU steht vor der Herausforderung, einen Konsens zu finden, um effektiv gegen die russischen Ölimporte vorzugehen, ohne Länder zu destabilisieren, die auf diese Importe angewiesen sind. Eine mögliche Lösung könnte darin bestehen, alternative Handelsinstrumente wie Zölle zu nutzen, um den Druck auf Russland zu erhöhen, ohne die Zustimmung aller Mitgliedstaaten benötigen zu müssen.
Zusätzlich plant die EU, die Sanktionen gegen die sogenannte russische Schattenflotte auszuweiten und auch Unternehmen in Drittländern, die gegen die bestehenden Sanktionen verstoßen, ins Visier zu nehmen. Trotz dieser Maßnahmen ist es fraglich, ob sie die positiven Effekte haben werden, da Länder wie China und Indien bisher wenig von den Sanktionen betroffen sind und ihre Handelsbeziehungen zu Russland weiterhin aufrechterhalten.
China hat trotz internationaler Sanktionen weiterhin große Mengen Rohöl aus dem Iran importiert. Während die Handelszahlen für August keine direkten Imports aus dem Iran zeigten, stiegen die Importvolumina aus Malaysia deutlich. Malaysia wird häufig als Umschlagplatz für sanktioniertes Öl aus dem Iran und Venezuela betrachtet, was die Diskrepanz erklärt.
Die EU hingegen sieht sich mit dem Gaspreis konfrontiert, der trotz Vorstöße zu einem früheren Ausstieg aus russischem LNG stabil bleibt. Die Rückkehr norwegischer Gaslieferungen und die zunehmenden Importe aus den USA haben zur Stabilität beigetragen. Die EU hat angekündigt, ihren LNG-Anteil aus den USA weiter zu erhöhen.
Gleichzeitig zeigen die CO2-Preise im EU-Emissionshandel relative Stärke. Diese steigen trotz allgemeiner negativer Faktoren, was auf Kaufinteresse aufgrund des bevorstehenden Stichtags für Emissionsrechte deutet. Die Unsicherheit über die künftigen Klimaziele und eine drohende Korrektur aufgrund starker Positionierungen der Investmentfonds könnten jedoch die Nachhaltigkeit dieser Preissteigerungen in Frage stellen.
Insgesamt verdeutlichen diese Entwicklungen die komplexe Geopolitik und wirtschaftlichen Dynamiken im Energiesektor, in dem Länder und Unternehmen strategische Entscheidungen treffen, um sich an die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen anzupassen.
Edelmetallmärkte:
Der Goldpreis hat in jüngster Zeit stark angezogen und erreichte kürzlich ein neues Rekordniveau von über 3.780 USD pro Feinunze. Dieser Anstieg wird unter anderem auf die hohe Nachfrage aus Gold-ETFs zurückgeführt, die letzten Freitag einen Zufluss von fast 27 Tonnen verzeichneten – der größte Tagesanstieg seit Januar 2022. Insbesondere der größte Gold-ETF in den USA profitierte von einem starken Tageszufluss.
Trotz einer relativ stabilen Zinserwartung seitens der Fed scheinen die Unsicherheiten hinsichtlich geopolitischer Entwicklungen und die fortwährenden Auseinandersetzungen des US-Präsidenten mit der Notenbank das Kaufinteresse bei Investoren zu stärken.
Parallel dazu hat auch der Silberpreis mit einem Anstieg auf über 44 USD pro Feinunze ein 14-Jahreshoch erreicht. Das Gold/Silber-Verhältnis fiel unter 85, was auf eine starke Performance des Silbers im Vergleich zu Gold hinweist. Solange der Goldpreis weiter steigt, ist auch mit einem Anstieg des Silberpreises zu rechnen, wobei das Rekordhoch von 50 USD aus dem Jahr 2011 in Sichtweite rückt.
Insgesamt deutet die Entwicklung am Gold- und Silbermarkt auf eine anhaltende Unsicherheit und Suchen nach sicheren Anlagen hin, was den Preisen voraussichtlich weiteren Auftrieb verleihen könnte.
Industriemetalle:
China, als größter Stahlproduzent weltweit, verstärkt seine Bemühungen zur Bekämpfung von Überkapazitäten in der Stahlindustrie, hat dabei jedoch nur begrenzte Erfolge erzielt. Ein neues Dokument des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie legt den Fokus nicht mehr auf Produktmengen, sondern auf eine jährliche Steigerung der Wertschöpfung in der Branche von maximal 4 % bis 2026. Gleichzeitig werden keine neuen Stahlkapazitäten genehmigt, und veraltete, emissionsintensive Anlagen sollen stillgelegt werden.
Analysten sind optimistisch, dass diese gezielten Maßnahmen effektiver sein könnten als frühere Vorgaben aus dem Jahr 2023. Trotz eines Rückgangs der Rohstahlproduktion um 2,8 % im Jahr 2023 wird die Produktion weiterhin über dem Bedarf gehalten, insbesondere aufgrund einer anhaltend schwachen Nachfrage aus dem Immobiliensektor. Dies führt dazu, dass die Exporte stark ansteigen, was in den Handelspartnerländern zu Preisdruck und Unmut führt.
Insgesamt wird China versuchen, die Qualität seiner Stahlproduktion zu steigern und gleichzeitig die Umweltbelastung zu reduzieren, während es sich mit den Herausforderungen des globalen Marktes auseinandersetzt. Die Situation bleibt angespannt, da die heimische Nachfrage weiterhin schwach ist und die Exporte zunehmen.
Agrarmärkte:
Der globale Weizenmarkt zeigt sich dank guter Ernten reichlich versorgt. Der International Grains Council (IGC) hat die Prognose für die weltweite Weizenernte 2025/26 um 8 Millionen Tonnen auf 819 Millionen Tonnen angehoben. Dies ist vor allem auf bessere Ernten in Australien, Russland, Kanada und Deutschland zurückzuführen.
Zudem revidierte der IGC die Verbrauchsprognose ebenfalls nach oben um 3 Millionen Tonnen auf 819 Millionen Tonnen, was bedeutet, dass der Verbrauch mit der Ernte übereinstimmen würde und somit keinen Lagerabbau mehr zu erwarten ist. Die weltweiten Weizenvorräte umschließen nun auch außerhalb Chinas einen Anstieg von 3 Millionen Tonnen auf 135 Millionen Tonnen. In den wichtigsten Exportländern wird ein Lageraufbau von 4 Millionen Tonnen auf 68 Millionen Tonnen prognostiziert.
Diese Informationen geben Aufschluss über die Preisschwäche bei Weizen in den vergangenen Wochen. Der IGC hat daher die Preisprognose für Weizen an der Chicago Board of Trade (CBOT) bis Jahresende auf 540 US-Cent je Scheffel gesenkt, während die Prognose für den Weizenpreis an der Euronext in Paris auf 200 EUR je Tonne revidiert wurde.
Insgesamt deutet die Entwicklung auf eine entspannte Versorgungslage auf dem Weizenmarkt hin, die möglicherweise auch die Preise unter Druck setzen wird.
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