Ölmarkt:
Der Brentölpreis ist in dieser Woche deutlich gestiegen und notiert jetzt über 68 USD pro Barrel.
Das ist das höchste Niveau seit Anfang April, nachdem die US-Regierung reziproke Zölle angekündigt hatte. Der Preis hat sich seit einem 4-Jahrestief um etwa 10 USD erholt.
Es gibt einige positive Signale, wie die Hoffnung auf eine Annäherung im Zollkonflikt zwischen den USA und China sowie mögliche neue US-Sanktionen gegen den iranischen Ölsektor. Außerdem scheint die Ausweitung des Ölangebots durch die OPEC+ im Mai vorerst verarbeitet zu sein, da die Produktionskürzungen zum Ausgleich der Überproduktion greifen.
Es sieht so aus, als ob die acht Länder der OPEC+ möglicherweise im Juni ihre Ölproduktion deutlich stärker erhöhen könnten, ähnlich wie im Mai. Diese Entscheidung soll bei einem Treffen Anfang der übernächsten Woche getroffen werden, wobei es sich bisher nur um Gerüchte handelt.
Interessant ist auch, dass innerhalb des Produktionskartells die Spannungen zunehmen. Besonders berichtet Reuters, dass Kasachstan seine eigenen Interessen bei der Entscheidung über die Ölproduktion stärker in den Vordergrund stellt.
Der kasachische Energieminister erklärte, dass das Land die westlichen Ölunternehmen nicht zu Produktionskürzungen zwingen könne, da die wichtigsten Projekte – Tengiz, Kashagan und Karachaganak – 70 % der gesamten Ölproduktion des Landes ausmachen. Ein Herunterfahren der älteren Ölfelder sei keine Option, weil diese sonst ganz stillstehen würden.
Edelmetallmärkte:
Der Goldpreis ist nach den jüngsten Entwicklungen zeitweise unter die Marke von 3.300 USD je Feinunze gefallen ist. Das liegt daran, dass US-Präsident Trump in Bezug auf Zölle gegenüber China und die Entlassung von Fed-Chair Powell deutlich zurückgerudert ist.
Allerdings bleibt Unsicherheit bestehen, wann und wie eine Einigung mit China erzielt werden könnte, da unterschiedliche Aussagen von Trump, US-Finanzminister Scott Bessent und aus Peking kursieren.
Deshalb dürfte Gold vorerst weiterhin als sicherer Hafen gefragt bleiben.
Zusätzlich haben Äußerungen von Fed-Gouverneur Christopher Waller und Cleveland Fed-Präsidentin Beth Hammack die Hoffnung auf Zinssenkungen verstärkt.
Waller erwartet schnellere und mehr Zinssenkungen, falls sich die Arbeitsmarktlage durch die Zölle verschlechtern sollte. Hammack könnte sich sogar einen ersten Zinsschritt im Juni vorstellen, je nach Datenlage.
Obwohl die Markterwartungen für Zinssenkungen im Sommer bleiben, fühlen sich viele Marktteilnehmer nun gestärkt, was den Goldpreis ebenfalls stützen kann.
Außerdem wird die Aufmerksamkeit auf die kommenden US-Konjunkturdaten gerichtet.
Sollten diese Anzeichen für eine Abschwächung der Wirtschaft durch die Zollpolitik zeigen, könnte der Goldpreis schnell wieder steigen.
Industriemetalle:
Die International Nickel Study Group (INSG) hat ihre Prognose für den Angebotsüberschuss in diesem Jahr von 135.000 Tonnen auf 198.000 Tonnen erhöht.
Das bedeutet, dass sich der Überschuss im Vergleich zum Vorjahr weiter ausweiten wird, anstatt wie zuvor erwartet zu verringern.
Der Grund dafür ist vor allem eine stärkere Angebotsausweitung, da die INSG nun einen Zuwachs von etwa 6 % im Vergleich zum Vorjahr annimmt, während man zuvor von 4 % ausgegangen war.
Obwohl die Nachfrageprognose ebenfalls erhöht wurde, fiel diese Revision deutlich geringer aus. Interessant ist, dass diese Prognosen im Widerspruch zur jüngsten Preisentwicklung bei Nickel stehen, die sich in den letzten Wochen deutlich erholen konnte.
Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die Auswirkungen der geplanten Abgabensteigerung für die Nickelerzförderung in Indonesien noch unklar sind. Der Verband der Nickelschmelzen in Indonesien hat die Regierung kürzlich gebeten, die Erhöhung zu verschieben, da diese die Rentabilität der Industrie bei den aktuellen niedrigen Nickelpreisen stark beeinträchtigen würde.
Falls die Regierung an der Erhöhung in diesem Monat festhält, könnte dies die Minenproduktion beeinträchtigen und den Angebotsüberschuss am Nickelmarkt verringern.
Im März lag die weltweite Stahlproduktion laut der World Steel Association bei 166,1 Millionen Tonnen, was ein Plus von 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist.
Besonders in China ist die Produktion um 5,1 % gestiegen, während sie im Rest der Welt nur um 0,5 % zugenommen hat. Allerdings sind für viele Länder noch keine detaillierten Daten verfügbar.
In Deutschland und Südkorea war die Produktion im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringer. Deutschland verzeichnete einen Rückgang von 11,7 %, und Südkorea sank um 5,7 %. Für Deutschland war das sogar der zweite zweistellige Rückgang in Folge.
China exportiert zunehmend mehr Stahl. Im März stiegen die Exporte von Stahlerzeugnissen um 5,8 %, vor allem nach Afrika (+37,6 %) und Lateinamerika (+33,2 %). Dieser Trend setzt sich seit einigen Jahren fort.
Die steigenden Exporte gehen vor allem in Länder des „globalen Südens“, während die Exporte nach Nordamerika und Europa weitgehend stabil geblieben sind. Für den April sieht es weiterhin nach einer Produktionssteigerung aus.
In den ersten 20 Tagen des Monats ist die Stahlproduktion in China erneut zweistellig im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, was auf eine robuste Produktion für den gesamten Monat hindeutet.
Das wirkt sich auch auf den Eisenerzpreis aus, der an der Börse in Singapur weiterhin um 100 USD pro Tonne schwankt und sich nach einer kurzen Schwächephase Anfang April wieder stabilisieren konnte.
Agrarmärkte:
Der Preis für Arabica-Kaffee nähert sich wieder der Marke von 400 US-Cent pro Pfund, nachdem er Ende März kurz darüber lag.
Anfang April war der Preis aufgrund der US-Importzölle kurzfristig auf 324 Cent gefallen. Seitdem hat sich der Preis wieder erholt, was auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist.
Zum einen hat der US-Präsident die reziproken Zölle nur einen Tag nach Inkrafttreten reduziert, wobei die Zölle für Brasilien und Kolumbien, die wichtigsten Arabica-Produzenten, ohnehin nur bei 10 % lagen.
Das hat die Stimmung am Kaffeemarkt verbessert. Außerdem gab es Berichte, dass der US-Kaffeeverband bei der US-Regierung einen Antrag gestellt hat, Kaffeeimporte von den Zöllen auszunehmen, was laut Verbandschef positiv aufgenommen wurde.
Zudem haben zwei private Marktbeobachter prognostiziert, dass die brasilianische Kaffeeernte in diesem Jahr aufgrund der Trockenheit im vergangenen Jahr deutlich geringer ausfallen könnte.
Und schließlich scheinen die Preisanhebungen bei Kaffee und Kakao die Nachfrage noch nicht wesentlich zu beeinträchtigen, wie ein Schweizer Süßwarenhersteller kürzlich berichtete.
Dennoch ist Vorsicht geboten, es ist unwahrscheinlich, dass die Preise dauerhaft über 400 US-Cent bleiben, da eine dauerhaft hohe Nachfrage bei solchen Preisen eher zweifelhaft ist.
Ich freue mich über den informativen Austausch in unserer Facebook-Gruppe
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Beste Grüße aus Frankfurt am Main
Michael Neumann
Chief Executive Officer